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Survival Training NUR mit dem Messer – Mein Erfahrungsbericht

„Es war mühsam, anstrengend und dennoch eine Zeit in der wir uns alle lebendig gefühlt haben“. Mit diesem Satz kann das Survival Training EXTREM überleben nur mit dem Messer beschrieben werden. Was die Teilnehmer gelernt und mitgenommen haben erfährst Du in diesem Blogbeitrag.

Auch für mich als Survival Trainer ist das Survival EXTREM Ende Oktober immer eine Herausforderung. Warum? Weil ich auch ohne Schlafsack, Plane, Behälter und anderer Survival Ausrüstung auskommen muss. Dazu muss ich den Kurs begleiten und lenken. Eine echte Aufgabe, die mir aber auch eine Menge Spaß macht.

Wer sind die Teilnehmer? Also wer nimmt so ein Wagnis auf sich?
Zwei Teilnehmer waren schon bei diversen Survival Training und/oder Spezialseminaren. Man kann also sagen, die Beiden haben schon Etwas an Erfahrung mitgebracht. Doch die anderen vier Männer waren „neu“. Teilweise ganz neu auf dem Gebiet des Überlebenstraining in der Natur. Das ist immer spannend.
Einerseits für mich als Survival Mentor aber ganz besonders für die Trainees. Da kommen im Vorfeld die Frage: „Wie werden wir warm bleiben?“ oder „Ist wirklich nur ein Messer erlaubt? Darf ich nicht mal ein Feuerzeug mitnehmen?“. Auch die Frage nach Nahrung wird immer wieder gestellt, obwohl Essen ganz weit unten auf der Survival Prioritäten Liste seht (Mehr zur angepassten Priorisierung kannst Du im Artikel Die 3er Regel im Survival lernen)

Was ist eigentlich das Ziel des Trainings?
Mein Ziel als Trainer ist es, dass der Teilnehmer das Prinzip der „ersten 3 Tage“ versteht. Diese ersten 3 bis 4 Tage entscheiden über das Leben und Überleben in einer Survival Situation. Die Handlungen oder Nicht-Handlungen an diesen Tagen sind ganz wesentlich. Zu Lernen was wirklich wichtig ist, ja das ist das Ziel.
Nebenbei entsteht für die Meisten auch eine Form des Übergangs.
Will das jemand spirituell ausdrücken sagt man Initiation. Und in der Tat ist dieses Training auch eine Form eines Übergangsrituals. Wie meine ich das?
Wer beim Survival EXTREM mitmacht geht deutlich über konventionelle Komfortgrenzen. So jemand verlässt die Grenzen unserer Zivilisation mit der Möglichkeit Wärme, Licht, Wasser und Nahrung per Knopfdruck herbeizuzaubern.

Am Tag X, also am Freitag Morgen geht es los und wir suchen uns nach einer kleinen Vorstellungsrunde einen Platz zum Bau einer Unterkunft. Dort wird auch unser Feuer brennen. Die Temperatur ist im unteren einstelligen Bereich. Und wir wissen, die Zeit wird knapp, denn Ende Oktober hat der Tag deutlich weniger Sonnenstunden als im Sommer. Ab 18 Uhr beginnt die Dämmerung. Nicht viel Zeit um eine Unterkunft aufzubauen und ein Feuer nur mit primitiven Mitteln zu entzünden.

Die Gruppe beginnt sofort mit Aufgabenteilung und jeder packt nach seinen Möglichkeiten an. Alle ziehen an einem Strang. Ich bewundere diese Fähigkeit und frage mich, warum das so ist? Meine Antwort liegt in der Notwendigkeit die alle Teilnehmer spüren. Ohne gute Unterkunft und ohne Feuer wird es die kommende Nacht fatal werden und für den einen oder anderen könnte so das Survival Training am nächsten Tag vorbei sein. Alle spüren diese Notwendigkeit und das ist auch gut so.

Survival Training EXTREM nur mit dem MEsser

Wir streifen durch das Gelände und halten Ausschau nach allerlei Ressourcen. Alles wird sofort mitgenommen, ganz im Sinne meiner Survival Regel #4 die besagt, Ressourcen sofort aufzunehmen. (Wenn Dich Reini´s 10 Survival Regeln interessieren kannst Du diese hier downloaden)
Wir suchen das passende Holz sowie Zunder für den Bow-Drill, also dem Feuermachen nur durch Reibung von Hölzern. Nebenbei naschen wir Hagebutten und fragen uns ob die anderen roten Beeren auch essbar sein könnten.

Unsere Platzauswahl richten wir auf unsere Bedürfnisse aus.
Wir wollen wenig Wind, denn Wind kühlt uns durch den Windchill Effekt rasch aus. So stellt sich ein Platz, der zuvor noch wunderbar aussah bald unbrauchbar. Man muss ich bei der Auswahl immer ein wenig Zeit lassen. Damit meine ich nicht, dass man trödeln und entscheidungsträge sein solle. Nein, ich halte es mit dem Sprichwort: „Lass Dir Zeit, aber schnell…“

Auch genügend Baumaterial wollen wir in direkter Umgebung unseres Survival Camps. Und wir achten auf Sicherheit.
Nach einer halben Stunde haben wir die Entscheidung getroffen.
Und wenn ich bereits jetzt dem Erfahrungsbericht vorgreifen darf, die Entscheidung war sehr gut.

Der Aufbau war anstrengend und zeitraubend. 6 Personen haben 5 Stunden gearbeitet um die Unterkunft halbwegs winddicht und weich zu bekommen. Es werden immer wieder Pausen eingelegt, weil wir alle wissen, dass der Tag noch lange dauern wird.

Nebenbei sammeln wir auch Feuerholz. Das Feuer wird unsere einzige Wärmequelle sein. Ebenso soll es uns Licht in der langen Nacht spenden. Es wird unsere zentrale Stelle werden. Daher sammeln wir soviel Holz wie nur möglich.

Wir schlafen ohne Schlafsack. Heute ist das Feuer unsere Wärmequelle.
Wir schlafen ohne Schlafsack. Heute ist das Feuer unsere Wärmequelle.

Also die Unterkunft bezugsfertig ist gehen wir ohne viel Aufsehen zur nächsten ebenso wichtigen Aufgabe über, denn wir brauchen dringend Feuer. Es braucht viele Versuche bis endlich ein wenig Rauch aufsteigt. Immer wieder springt die Bohrspindel aus dem Bohrloch. Immer wieder müssen wir von Neuem ansetzen und beginnen. Ich sehe dem einen oder anderem die Verzweiflung an. Die Sonne ist eben als riesiger roter Lichtball hinter den Horizont gewandert und es sind noch wenige Minuten Zeit als wir endlich Glut gebohrt haben.

Das ist nun unsere einzige Chance bei halbwegs Sicht das so dringend benötigte Feuer in Gang zu bekommen. Ein Teilnehmer stellt sich der Aufgabe aus dieser winzigen Glut nun Feuer „anzublasen“. Ich habe das Gefühl, dass viele froh sind, dass diese Aufgabe nicht auch auf ihnen lastet. Ein Fehler und wir müssen nochmals von vorne beginnen. Dieses mal aber ohne Licht im Dunkeln der hereinbrechenden Nacht.

Erwin legt die Glut ganz behutsam in das Zundernest das aus Grassamen besteht. Dann geht er in unsere Unterkunft kniet sich auf den Boden und beginnt vorsichtig in den Zunder zu pusten. Nach einigen Versuchen entspringt eine kleine Flamme und ruhig legt er das Wunderbündel in die vorbereitete Feuerstelle.
Anfangs läuft Alles glatt doch dann will die Flamme nicht auf die kleinen Hölzer überspringen.
Wir alle erkennen, dass das Feuer im Begriff ist auszugehen!

Während mir selbst und allen anderen Anwesenden ein wenig mulmig wird ordnen wir die feinen Hölzer um. Zwei Teilnehmer blasen abwechseln tief in das Grasbündel und bringen so alles ins Lot.
Es war ganz knapp. Es waren wenige Sekunden und lediglich ein paar Handgriffe die uns vom Misserfolg getrennt hatten. Aber das ist nun schnell vergessen, denn das Feuer brennt stabil.
Jeder freut sich innerlich ohne eine Regung nach Außen zu zeigen.
Zu tief sitzt der Schreck.

Wir stabilisieren die Feuerstelle und haben nun endlich Zeit uns hinzusetzen und auszuruhen. Wir haben einen Redestab aus Robinienholz gefunden und mit einer Fasanenfeder geschmückt der nun im Kreis wandert. Jedes Mitglied unserer Survival Gruppe ist nun am Wort und teilt seinen Tag und das Erlebte.

Ebenso machen wir einen Plan für die Nacht. Es wird entschieden, dass immer 2 Personen wach bleiben und Feuerwache halten sollen.
So soll immer ausreichend Wärme zur Verfügung stehen und auch die Brandgefahr im Griff gehalten werden.

Ich will an dieser Stelle meinen Bericht beenden. Es waren wunderbare Tage. Es waren Tage der Anstrengung. Aber auch Tage in dem ich und wir wahrlich gelebt haben. Mein Dank gilt allen Teilnehmern, die sich auf dieses Survival Abenteuer eingelassen haben. Ebenso will ich dem Platz mit all seinen Lebewesen danken, die uns ernährt, gewärmt und versorgt haben. Danke auch an Albert, der es möglich gemacht hat dieses Training an einen solch unberührten Platz abzuhalten.
Danke auch meiner Frau und meiner Mutter, denn die Beiden machen es möglich meine Mission zu leben.
Danke an meine Lehrer und Schüler die mir so viel beigebracht haben eine Gruppe anzuleiten und durch solche Erfahrungen zu bringen.
Und Danke auch Dir, dass Du Interesse an dieser Arbeit hast.

Wissen liegt im Tun! Reini

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